Wenn das Leben Plan B ist - und trotzdem lebenswert

Ein ehrlicher Einblick in ein Leben mit Behinde-rung, Amputation und Krebs - und die Kraft, die aus Umwegen entsteht.

Der Moment, in dem alles kippt.

Wir alle wachsen mit Bildern im Kopf auf. Wie unser Leben einmal aussehen wird. Schule, Beruf, Familie, Reisen, Selbstständigkeit. Ich hatte meinen Plan - Plan A. Er war nicht perfekt, aber er gab mir ein Gefühl von Kontrolle. Bis das Leben mir zeigte, dass es sich nicht an Pläne halt.

Die Diagnose kam wie ein Sturm: MRSA Keim, später noch Krebs. Dann folgten die Amputationen. Und plötzlich war alles anders. Die Prioritäten, der Alltag, der Blick in den Spiegel. Ich musste nicht nur meinen Körper neu kennenlernen, sondern auch mein ganzes Leben umdenken.

Die Trauer um das, was hätte sein können

Was viele nicht sehen: Es ist nicht nur die körperliche Einschränkung, die belastet. Es ist die stille, kaum greifbare Trauer um ein Leben, das nicht mehr sein wird. Um Möglichkeiten, die sich schließen. Um ein Selbstbild, das zerbricht.

Ich habe um Plan A getrauert. Um meine Unabhängigkeit. Um Freunde, die gegangen sind, als es schwer wurde. Um ein Ich, das nie wieder ganz zurückkommt. Und genau in dieser Trauer begann etwas Neues: ein langsames Erwachen.

Plan B - anders, aber nicht weniger wertvoll

Plan B ist kein Ersatz. Es ist keine zweite Wahl.

Es ist ein anderes Leben. Und auch wenn es mich mehr gekostet hat, als ich je gedacht hätte - es hat mich auch mehr gelehrt, als ich je erwartet hätte.

Ich habe gelernt, mich mit meinem Körper zu versöhnen. Zu akzeptieren, dass ich nicht funktionieren muss, um wertvoll zu sein. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen, ohne mich dafür zu schämen. Und ich habe gelernt, dass echte Stärke manchmal einfach nur bedeutet, morgens aufzustehen - oder es zumindest zu versuchen.

Heute weiß ich

  • Ich bin nicht weniger wert weil ich amputiert bin

  • Ich bin nicht zerbrochen, weil ich Krebs habe

  • Ich bin nicht allein, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.

    • Ich bin nicht „mutig" im klassischen Sinn - aber ich bin da. Und das zählt.

Plan B ist manchmal chaotisch, unbequem und schmerzhaft. Aber er ist auch ehrlich. Er ist voller kleiner Siege, unerwarteter Verbindungen und tieferer Dankbarkeit. Ich lebe bewusster, klarer, näher bei mir selbst als je zuvor.

Und vielleicht bist du auch gerade in deinem Plan B

Vielleicht wurdest du vom Leben aus der Bahn geworfen. Vielleicht kämpfst du dich gerade durch Therapien, durch Bürokratie, durch Tage, an denen alles zu viel ist. Dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht falsch. Du bist nicht kaputt.

Du bist genau da, wo du sein musst - und das reicht.

Du bist genug. Genau jetzt. Genau so.

Ich freue mich, wenn du deine Gedanken in den Kommentaren teilst oder mir eine Nachricht schickst.

Denn das, was uns verbindet, macht uns stark - auch im Plan B.

Zurück
Zurück

Plan B - wie ich angefangen habe, darin wirklich zu leben

Weiter
Weiter

„Sich-Beweisen-Müssen" mit Behinderung???