London mit dem Rollstuhl

Du sitzt im Rollstuhl und fragst dich, ob London eine geeignete Stadt für einen Besuch ist? Ich habe hier die besten und nützlichsten Tipps zusammengefasst, damit du deinen barrierefreien Urlaub vor Ort genießen kannst.

London barrierefrei – die besten Tipps für Menschen mit Handicap

London ist nach wie vor einer der beliebtesten Städte weltweit, leider trauen sich viele Personen mit Behinderung nicht diese tolle Stadt zu erkunden. Das möchte ich mit meinem Erfahrungsbericht hier ändern. In London, meine Erfahrung, gibt es nicht allzu viele öffentliche behindertengerechte Toiletten. Wir haben uns daher immer eine Starbucks Filiale gesucht. Die Nutzung der Toiletten ist dort kein Problem gewesen. Man konnte sie auch nutzen ohne etwas zu konsumieren, wir haben allerdings immer etwas zu uns genommen und das dann verbunden.

Vorab sollte man wissen, dass der Schwerbehindertenausweis- / pass in Großbritannien nicht anerkannt wird, daher hat man auch keinen Anspruch auf einen Rabatt bei den Eintrittsgeldern. Um uns den Stress an den Kassen zu ersparen haben wir vorab alles über verschiedene Anbieter online gebucht und einfach auf dem Handy abgespeichert. Bei der Vorabbuchung erspart man sich dann auch das Anstellen beim Einlass. Die Mitarbeiter bevorzugen einen und lassen jemanden mit dem Rollstuhl den Vortritt. Vorteil der Onlinenbuchung, egal ob mit Handicap oder ohne, ist natürlich auch, dass man garantiert zu dem gewünschten Tag Einlass bekommt. Viele Attraktionen sind gerade in der Hauptreisesaison überfüllt und auch überbucht, daher auf jedem Fall rechtzeitig reservieren bzw. kaufen.

Vorab solltet ihr euch aber auch um eure Mobilität vor Ort kümmern und überlegen wie ihr London erkunden möchtet. Wir haben uns dafür die Oyster Card entschieden und diese bereits vorab online gekauft, damit wir vor Ort nach Ankunft keinen Stress damit haben. Die Visitor Oyster Card und Oyster Card sind elektronische Fahrkarten, sie werden mit einem Guthaben aufgeladen, das man für Fahrten mit fast allen öffentlichen Verkehrsmitteln in London nutzen kann: BusseU-Bahn (Tube) und Overground, DLR, Elizabeth Linie, und viele Zuglinien der National Rail. Das Bezahlen mit der Visitor Oyster Card, Oyster Card oder kontaktlosen Bankkarten (die Bank berechnet eventuell Gebühren) ist kinderleicht. Dafür hält man die Karte einfach am Anfang und am Ende der Fahrt an das gelbe Kartenlesegerät an der Haltestelle. So zahlt man immer den korrekten Fahrpreis. Vergesse aber nicht, bei jeder Fahrt ein- und auszuchecken, sonst kann eine Strafgebühr fällig werden. Wenn Hilfe benötigt wird, einfach das Personal an den Bahnhöfen fragen.

Nicht zu vergessen in den Vorbereitungen wie ihr euer Handy nutzen möchtet, da London sich ja außerhalb der EU befindet. Achtung, es können sehr hohe Rooming Gebühren anfallen, wenn ihr euch nicht im WLAN befindet, daher habe ich mich, wie eigentlich mit allem, was die Planung angeht, auch mit verschiedenen Anbietern beschäftigt. Entschieden habe ich mich für https://www.buddysim.com/country/united-kingdom. Einfach das für euch passende Datenpaket aussuchen und schon könnt ihr lossurfen. Auf der Website findet ihr auch eine genaue Anleitung zur Installation. Eine absolut richtige Entscheidung, da ich ja, wie zu Anfang bereits erwähnt habe, unsere Eintrittskarten vorab online gebucht habe und dafür einige Apps installieren musste in denen sich dann die Tickets befanden.

Doch bevor ich hier jetzt weiter ausführlich über die Ausflugsziele und unser Erlebtes schreibe, berichte ich erst einmal über die Anreise.

Die Anreise nach London mit Handicap/ Fortbewegung in London

Am besten reist man mit dem Flugzeug an, der geeignetste Flughafen ist meiner Meinung nach Heathrow. Allerdings sollte man darauf achten, an der richtigen Stelle in die U- Bahn einzusteigen. Günstigerweise da wo der Bahnsteig erhöht ist, weil die U- Bahn nicht an allen Ein/ - Ausstiegen rollstuhlgerecht ist. Von den knapp 280 Stationen sind nur etwa 25% für Rollstuhlfahrer geeignet. Bei Ankunft, welcher für uns in Heathrow war, ging es für uns Richtung U- Bahn, jedoch waren wir von den ganzen Linien total überfordert, sodass wir jemanden vom Servicepersonal angesprochen haben. Dieser nahm sich unserem „Problem “an und zeigte uns anhand eines „Step-Free Tube Guide“, welche Linie uns rollstuhlgerecht zu unserem Hotel bringen würde.

Er begleitete uns vom Terminal bis zur ersten Station. Allerdings darf man sich auf sehr lange Wege gefasst machen. An manchen Stationen sind bis zu 4! Aufzüge nötig, um wieder den Unterground verlassen zu können bzw. auf den nächsten Bahnsteig zu kommen. Dieser wirklich sehr hilfsbereite Mitarbeiter informierte sogar an der nächsten Station einen Kollegen der uns dann freundlich in Empfang genommen hat.

Wenn mal kein Servicepersonal vor Ort zu finden ist, kann man an einem sogenannten „ Help Point” Hilfe anfordern. Diese Hilfspunkte sind im gesamten Londoner U- Bahn Netz verteilt und im Notfall, oder wenn man einfach nur Reisehinweise benötigt, sehr nützlich.

Zum Ausdrucken ist hier der Link zum Download des Übersichtsplans.

Help Point

Wegbeschreibung zum nächsten Bahnsteig

Tube Guide in welchem die rollstuhlgerechten Stationen mit einem Rollstuhl gekennzeichnet sind

Hinweis wo man sich für einen barrierefreien Einstieg hinstellen soll

Barrierefreies London – Tipps zur Unterkunft

London ist sehr gut ausgestattet mit behindertengerechten Unterkünften, die für den Rollstuhl-Urlaub in London gebucht werden können. Es gibt z.B. barrierefreie Appartements in der City und behindertengerechte Hotelzimmer mit allem wünschenswerten Komfort. Man kann somit ganz nach dem eigenen Geschmack und den Bedürfnissen wählen. Ein Tipp: Während der Planung nachfragen, welche Konditionen ganz genau vor Ort zu finden sind – so erspart man sich böse Überraschungen. Nicht immer haben alle Menschen vom Begriff der Barrierefreiheit die gleiche Auffassung und so kann es gar nicht erst zu Missverständnissen kommen. Ich habe es mir bei der Hotelsuche leicht gemacht und habe unser Hotel im Reisebüro unseres Vertrauens gebucht. Vom Hören her sind die Ketten wie Ibis, Travelodge, PremierIn , HolidayInn etc. alle mit barrierefreien Zimmer ausgestattet und mit ebenerdiger Dusche (was in London nicht unbedingt üblich ist) versehen. Empfehlen kann ich das H10 London Waterloo, welches recht zentral liegt und zu den höherpreisigen zählt. Von der U- Bahn Station Southwark läuft man fußläufig ca. 10 Minuten zum Hotel. Vom Hotel selber ist man in ca. 20 Minuten am London Eye und ca. 40 Minuten an der Tower Bridge.

Sehenswürdigkeiten, welche wir uns angesehen haben

- Skywalk auf der Tower Bridge

Die Tower Bridge ist vollständig zugänglich und über einen Aufzug der nach oben auf den Skywalk führt erreichbar. Ebenfalls sind die Maschinenräume mit einem Aufzug erreichbar. Auch im Innenbereich stehen barrierefreie Toiletten zur Verfügung. Erlebe das Londoner Leben unter Glas und aus der Vogelperspektive: Unter dir die berühmten roten Londoner Busse,  Fußgänger und Fahrradfahrer, die über die Brücke sausen, während Flussboote vorbei gleiten. Ein einmaliger Aussichtspunkt, 42 Meter über der Themse!  Der Haupteingang zur Tower Bridge befindet sich im Nordwestturm der Brücke. Erwachsene zahlen 12,30 £ .


- Sky Garden

Der Skygarden London ist zwar kein echter Geheimtipp mehr, aber immer noch eine perfekte Möglichkeit kostenlos einen schönen Blick auf die Stadt zu erhalten.

Von dem Skywalk auf der Tower Bridge braucht ihr ca. 15 Minuten zu Fuß bis ihr am Sky Garden angekommen seid, also eine perfekte Möglichkeit dies miteinander zu verbinden.

Ihr findet diese Sehenswürdigkeit im obersten Stockwerk des „Walkie Talkie“ Building in der Fenchurch Street. Rauf kommt ihr in den 35 Stock mit einem der großzügigen Aufzüge. Der ca. 160m hohe Büroturm ist eigentlich ein normales Bürogebäude. Dort nimmt er die gesamten oberen Etagen ein. Der Garten ist rundum verglast und hat eine Aussichtsterasse im unteren Bereich. So bietet sich überall ein atemberaubender Blick auf die City of London und das auch noch kostenlos! Der Eingang zum Skygarden London befindet sich übrigens auf der hinteren Seite des Gebäudes. Nutzt also nicht den Vordereingang!

Die Warteschlange ist zweigeteilt. Links warten alle ohne Ticket (spontane Besucher) und rechts kann man in der Regel direkt bis vorne gehen, wenn man schon ein Ticket für den Skygarden London im Voraus gebucht hat.

Nach einem kurzen Sicherheitscheck geht es dann mit dem Aufzug zum unteren Bereich des Gartens. Von hieraus könnt ihr dann die unterschiedlichen Ebenen erkunden. Die kostenlosen Tickets für den Skygarden sind frühestens drei Wochen vorher für euren Besichtigungstermin online reservierbar . Also achtet unbedingt darauf, wann ihr in London seid. Die Tickets sind wahnsinnig begehrt.

- Tower of London

Haben wir uns nur von Aussen angesehen

- Madame Tussauds

Madame Tussauds ist, laut Homepage, vollständig barrierefrei gestaltet und eine Begleitperson soll laut Homepage wohl kostenlos sein. Da wir aber im Voraus ein Kombiticket gebucht haben, welches auch für das London Eye gültig war, mussten wir den vollen Preis für uns beide zahlen. Was die vollständige Barrierefreiheit angeht kann ich leider nur Widersprechen. Es gibt so eine Art Rundfahrt „ Spirit of London”mit kleinen aneinander gereihten Taxen. In den Genuss dieser Fahrt kann man aber nur dann kommen, wenn man sich ausserhalb seines Rollstuhl etwas bewegen kann und ein paar Stufen zur Attraktion rauf traut zu gehen. Wenn man dieses kann, bleibt der Rollstuhl am Eingang stehen und wird dann vom Servicepersonal zum Ausstieg gebracht. Das Madame Tussauds verfügt über mehrere behindertengerechte Toiletten. Einfach einen Mitarbeiter der Attraktion ansprechen, der hilft dann weiter die nächstgelegene Toilette zu finden oder aber mitteilt, in welchem Teil des Gebäudes sie sich befindet.Ein geschultes Personal sorgt dafür, dass Gäste mit Behinderungen im gesamten Gebäude mit einem Aufzug sicher von Etage zu Etage befördert werden. Auch hier befinden sich diese sogennannten Help Points. Wichtig! Möchtet ihr Madame Tussauds einen Besuch abstatten, müsst ihr bedenken, dass die nächstgelegene U- Bahn Station nicht barrierefrei ist. Die nächstgelegene befindet sich ca. 20 Minuten fußläufig entfernt.

- Buckingham Palace

- St. James Park

- Westminster

- Westminster Abby ( von Aussen)

- Big Ben

- The Palace of Westminster

- London Eye

Auch bekannt als Millennium Wheel und mit 135 Metern das höchste Riesenrad Europas. Es thront direkt an der Themse, unweit der Westminster Bridge. Bei einer Rundfahrt, die übrigens genau 30 Minuten dauert, hat man den perfekten Ausblick auf das Stadtzentrum und viele Sehenswürdigkeiten. Der Zugang für Rollstuhlfahrer klappt dank Rampe hindernisfrei. Die Tickets empfehle ich dringend vor eurem Besuch online zu kaufen. Wir haben das als Kombiticket mit Madame Tussauds online vorab gebucht. Gut zu wissen, es gibt einen Einlass A und einen Einlass B. Bei B werden alle Gruppen bzw. Leute mit Rollstuhl bevorzugt behandelt.

- Sightseeing Schifffahrt auf der Themse von Westminster nach Greenwich (hin- und retour ), mit einem Uber Boot

Um sich ein wenig von den vielen belebten Straßen Londons zu erholen, haben wir uns für diese 3 stündige Schifffahrt entschieden. Die Tour bringt einem vorbei an den schönsten Wahrzeichen Londons. Bewundere dabei einige der Highlights Londons, wie die Tower Bridge, den Tower of London und Shakespeares Globe bis nach Greenwich. Hier bekommt man die Möglichkeit in einem bestimmten Zeitfenster das Boot zu verlassen, um sich Greenwich bzw. das alte Greenwich Hospital und das Old Royal Naval College anzuschauen, bevor es dann wieder zurück nach Westminster geht.

Die Abfahrt befindet sich am Westminster Millennium Pier und ist für Rollstuhlfahrer frei zugängig. Wichtig bei Buchung drauf zu achten, dass das Boot einen barrierefreien Zugang hat. Wir haben uns leider bei der Buchung vertan. Vor Ort war man dann aber so freundlich und hat unsere Buchung auf ein Uber Boot umgebucht, ohne eine Zuzahlung tätigen zu müssen.

- Horse Guard Whitehall Street

- Travalgar Square

- China Town

- Neals Yard

Londons geheime Oase ist ein toller Geheimtipp – insbesondere für all diejenigen, die einen ruhigen Rückzugsort inmitten der großen lauten Stadt suchen. Die kleine farbige und geheime Oase lädt zur kurzen Entspannung ein und bietet außerdem einige interessante, umweltfreundliche und organische Einkaufsmöglichkeiten. Sei es für eine kurze Ruhepause, einen entspannenden Kaffee oder einen kleinen Öko-Einkaufsbummel: Den kleinen Hinterhof mit seinen farbigen Häusern sollte man sich nicht entgehen lassen, zumal er sich nur unweit entfernt vom Markt Covent Garden befindet, den ihr sicherlich besuchen werdet. Neal’s Yard ist immer noch ein Geheimtipp. Auch wenn der Platz mittlerweile relativ bekannt ist, verirren sich nur wenige Touristen in diesen kleinen Innenhof, der versteckt hinter den Häuserreihen liegt. Während es im nicht weit entfernten Covent Garden teilweise proppenvoll ist, kann man in Neal’s Yard in aller Ruhe einen Kaffee trinken oder etwas essen.

- Convent Garden

Der Covent Garden Market befindet sich im Herzen der Innenstadt von London. Auf dem ehemaligen Obst- und Gemüsemarkt gibt es heute neben Lebensmitteln, allerhand Schmuck und Kleidung zu kaufen. Hier befindet sich auch ein Kunsthandwerkermarkt – der Apple Market. In der großen Markthalle herrscht ein reges Treiben, aber auch um den Markt herum unterhalten Straßenkünstler die Besucher. Ihr solltet dem Covent Garden Market unbedingt einen Besuch abstatten.

Mit ganz vielen wundervollen Eindrücken sind wir nach 4 Tagen wieder nach Hause geflogen und können London mit Rollstuhl für einen Städtetrip wärmstens empfehlen. Für Rollstuhlfahrer wird hier ganz viel getan, um einem das Leben oder die Reise zu erleichtern. So sind z.B. alle Übergänge an der Straße abgeflacht, sodass man ohne Probleme diese mit dem Rollstuhl überwinden kann. London ist eine tolle Stadt und so gut wie immer eine Reise wert – auch für behinderte Menschen. Auch wenn die Stadt sehr alt ist, London ist barrierefreier als sein Ruf, aber es ist ratsam, ein bisschen im Voraus zu planen, wenn man nach London kommt.

Bei unserer Planung habe ich darauf geachtet ein Hotel zu wählen, welches sich in der Nähe einer geeigneten U- Bahn Station befindet. Wie bereits eingangs erwähnt, gibt es in London noch sehr viele alte U- Bahn Stationen, wenn man aber gut mit dem Rollstuhl mobil ist, kann man die Stadt, so wie wir, auch sehr gut zu Fuß bzw. rollend erkunden. Wichtig! Man sollte dabei eine gute Fitness und Kondition mitbringen. Empfehlen würde ich auf jedem Fall mit einer Begleitperson zu reisen. Wir haben in den vier Tagen sage und schreibe 65 km zu Fuß/ Rollstuhl zurück gelegt. Ich bin ganz ehrlich, man sieht definitiv so mehr von der Stadt und bekommt so einen guten Eindruck wie hilfsbereit hier die Einwohner sind. Uns ist es in den Tagen des Aufenthaltes nicht einmal passiert, dass wir keine Hilfe angeboten bekommen haben.

Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Überblick und Eindruck verschaffen und euch auch ein bisschen die Angst nehmen, London einen Besuch abzustatten!"