Plan B - wie ich angefangen habe, darin wirklich zu leben
Eine Fortsetzung über Selbstfindung, Selbst-fürsorge und stille Siege im Alltag
Im ersten Teil habe ich erzählt, wie mein Leben sich durch Krebs, eine Amputation und den Verlust vermeintlicher Sicherheiten verändert hat. Wie Plan A zerbrach - und Plan B begann.
Aber was passiert, wenn der erste Schock vorbei ist? Wenn die Diagnosen gesprochen, die Reha abgeschlossen ist, die Narben verheilt sind - zumindest äußerlich?
Dann beginnt der eigentliche Weg: Zu lernen, wie man in diesem neuen Leben lebt - nicht nur überlebt.
Das Leben zwischen Therapieplänen und Einkaufsliste
Was viele unterschätzen: Die wirklich großen Herausforderungen kommen nicht immer in den dramatischen Momenten, sondern im Alltag. In den kleinen Dingen. Wenn du versuchst, allein einzukaufen - ohne Prothese oder im Rollstuhl.
Wenn du einen Rückschlag bekommst, mitten in einer Phase, in der du dachtest, es geht endlich besser. Oder wenn du mit einem Lächeln im Gesicht versuchst, stark zu wirken, wahrend du innerlich vor Erschöpfung zusammenbrichst.
Ich habe gelernt, dass mein Leben kein „Wieder-zurück-zur-Normalitat" ist. Es ist ein neues Normal. Und dieses neue Normal braucht andere Regeln - und mehr Geduld. Vor allem mit mir selbst.
Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung
Früher habe ich mich über Leistung definiert.
Über das, was ich tun, erreichen, stemmen konnte. Heute weiß ich: Echte Selbstfürsorge bedeutet, mir zu erlauben, nicht funktionieren zu müssen. Mich auszuruhen, ohne mich schuldig zu fühlen. Hilfe anzunehmen, ohne mich als Last zu sehen. Grenzen zu setzen - selbst gegenüber Menschen, die das nicht verstehen wollen.
Ich habe mich Stück für Stück von dem Bild gelöst, wer ich „sein sollte". Und angefangen, mich so zu sehen, wie ich bin: verletzlich, ja.
Aber auch mutig, lebendig und echt.
Was mir geholfen hat, im Plan B aufzublühen:
Struktur und kleine Routinen. Sie geben Halt an Tagen, an denen alles schwankt.
Menschen, die zuhören, ohne zu urteilen.
Nicht viele - aber echte.Schreiben. Reden. Schweigen. Alles zu seiner Zeit.
Der Gedanke, dass nicht alles „wieder gut" werden muss, um gut zu sein.
Heilung ist kein Ziel, sondern ein Prozess. Und manchmal ein dauerhafter Zustand des Umgangs.
Stärke zeigt sich oft da, wo wir vermeintlich „schwach" sind.
Die größte Freiheit beginnt dort, wo ich aufhöre, jemandem etwas beweisen zu wollen.
Auch ein anderes Leben kann schön sein - auf seine eigene, unperfekte Weise.
Plan B ist kein Notausgang - er ist eine andere Tür.
Ich öffne diese Tür jeden Tag neu. Mal mit Neugier, mal mit Angst, mal mit Trotz. Aber ich gehe durch. Ich gestalte. Ich wachse.
Ich bin noch hier - und das ist Grund genug, weiterzugehen.
Wenn du gerade mitten in deinem Plan B steckst: Halte durch. Es gibt kein falsches Tempo, kein richtiges Maß an Fortschritt. Es gibt nur dich - und deinen Weg. Und er ist wichtig.
Du bist nicht allein. Und du bist nicht weniger. Du bist genau richtig.
Fortsetzung folgt?
Vielleicht. Denn mein Leben geht weiter. Und jeder Tag schreibt ein neues Kapitel.